Stefan Heym
UNBEKANNTES PARIS
Ich liebe dich, du fremde, große Stadt.
Ich habe viel von dir gelesen
und fühle dich und bin doch nie bei dir gewesen –
Ich bin ein Mensch, der Sehnsucht hat.
Ich kenne deine Boulevards
von Bildern, grauen, schlechten Photos.
Du bist Phantom, wie eine süße Lotos,
die aufging zwischen Zeitungsboys und Bars.
Ich sehe den Jardin du Luxembourg.
Und sehe auch den Schmutz, doch der verschwindet.
Wer Geld hat und nicht spähen muß, erblindet.
Das ist so schön: Ganz blind und ohne Uhr…
Wenn Notre Dame schlägt, ist es nicht die Zeit,
die geht. Es läutet um des Läutens willen…
Bleib in Berlin. Und freue dich im Stillen:
Berlin ist hier. Paris ist weit.
Von weitem glänzt dir jedes Kleid.
(1932)
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